Périgord


Da ich ein großer Frankreichfan bin, stand eine Reise ins Périgord schon länger auf meiner Liste. Eigentlich war ich mir nicht sicher ob mir die Landschaft und die Sehenswürdigkeiten dort wirklich gut gefallen, da die Landschaft nicht unähnlich der meiner Heimat ist. Aber der Zauber der Farben und des Lichts haben mich sofort in den Bann gezogen.



Man mag das für schrullig halten, aber mein Mann und ich genießen es mit der Bahn anzureisen. Die Verbindung von Linz nach Frankfurt, von dort nach Strasbourg und mit der Direktverbindung TGV Strasbourg - Bordeaux in gut 5 Stunden, bekommt man viel Landschaft und Komfort geboten.

Ankunft war in Bordeaux am späten Abend. Wir hatten ein nettes Ibis gleich gegenüber des schönen Bahnhofs gebucht. Das war praktisch, denn die Autovermietungen befinden sich im Keller des Bahnhofsgebäudes. Die Gegend um den Bahnhof hat noch ein paar Ecken, wo ich mich abends noch nicht so wohl gefühlt hätte. Allerdings sind die Cafés ums Hotel sehr nett und das Frankreichfeeling stellt sich sofort ein.

Tag 1

Wir haben unser Auto übernommen und sind gleich Richtung Aubeterre sur Dronne gestartet. Hinter Libourne verlassen wir die Autobahn und sind fast sofort so richtig am Land. Eine Fahrt durch kleine Dörfer und durch Wälder stimmen uns auf die Dordogne ein, denn die vielbesungene Entschleunigung findet hier statt. Wir erreichen Aubeterre um die Mittagszeit. Ein Parkplatz ist oberhalb des Ortes, der am Hang liegt, allerdings ist die Anfahrt dorthin ein bisschen eng. Wir machen erst eine Rundgang durch den Ort und trinken einen Espresso. Es fällt auf, dass hier sehr viel englisch gesprochen wird, nicht nur von Gästen sondern auch Lokalbesitzer scheinen aus England eingewandert zu sein. Für Reisende die nicht französich sprechen, ist das Périgord die ideale Reisegegend, da hier viele gut englisch sprechen. Das Highlight des Ortes ist die Felsenkirche, deren Ausmaß uns sehr beeindruckt hat.

Felsenkirchen in Aubeterre


Weiter gings dann nach Brantôme, ein netter Ort mit Franziskanerkloster am Fluss mit vielen Brücken. Ein Spaziergang durch den Ort ist schnell erledigt.

Brantôme


Dann gings auch schon Richtung Süden, in den Hauptort des Périgord. Périgueux schafft zur Hauptverkehrszeit schon einen Stau, der einer Großstadt zur Ehre gereichen würde. Die Hauptattraktion ist die Kathedrale St. Front mit ihren orientalisch anmutenden Kuppeln. Ein Besuch des Kircheninneren ist zu empfehlen, da die vielen Kuppeln und die riesigen Leuchter ein seltener Anblick in Mitteleuropa sind. Wir sind durch die Gassen der sympathischen Altstadt geschlendert.
Das Hotel Mercure können wir empfehlen.

Cathédrale St. Font, Perigieux


Tag 2

Ein paar Wochen im Vorhinein haben wir Zeitkarten für die Höhlen von Lascaux IV gebucht. Wir waren etwas spät dran und so bekamen wir nach dem Urlaub ein kleines Souvenir in Form eines Strafzettels für die zu rasante Fahrt durch die Dörfer. Das Gelände in Montignac besitzt einen riesigen Parkplatz und das neueröffnete Gebäude ist architektonisch vom Feinsten. Die Führung mit Audioguide war sehr informativ und kurzweilig. Für richtiges Steinzeitflair sollte man aber noch andere Höhlen besuchen, denn diese hier sind zwar exakt kopiert, aber dennoch etwas steril. Trotzdem sehr eindrucksvoll.

Höhlenmalerei Lascaux IV Montignac


Ab hier tauchen wir ins richtige Périgord ein. Über Nebenstraßen erreichen wir St. Genies. Eines der als besonders schön gekennzeichnetes Dorf. Wir schlendern durch das Dorf mit Schloss, die typischen gelblichen Steine geben dem Ort Charakter.

St. Genies

Weiter dann zum Jardin d'Eyrginac. Ein geometrisch geordneter Park mit präzise geschnittenen Sträuchern. Sollte man besuchen, auch als Kontrast zum bekannten Jardin de Marqueyssac.

Jardin d'Eyrignac


Über kleine Nebenstraßen erreichten wir dann Sarlat-la-Canéda, wo wir eine Ferienwohnung für vier Nächte gemietet haben. Wir entschieden uns für eine Wohnung nicht ganz im historischen Zentrum, denn die Wohnungen dort sind für unseren Geschmack deutlich zu rustikal. Ausserdem gibts dort keinen Parkplatz. Hier konnten wir unseren Boliden bequem vor der Tür parken und in 5 Minuten waren wir zu Fuß im Zentrum. Unsere Vermieterin war auch sehr nett, bevorzugte die englische statt der französischen Sprache.

Die Stadt Sarlat-la-Canéda ist wie aus einem Bilderbuch. In der Hochsaison möchte ich allerdings nicht hier sein. Die historischen Gebäude, Kirchen und Gassen sind ein mittelalterliches Gesamtkunstwerk. Es gibt unzählige Restaurants, wo man wunderbar im Freien sitzen kann um das Ambiente zu genießen. Was die Küche betrifft so ist sie nicht ganz so meins. Alle Restaurants haben annähernd die gleiche Speisekarte: Foie Gras (Entenstopfleber), Magret und Confit de Canard (Entenfilet und Entenkeulen) sind immer zu finden. Das schmeckt zwar gut, aber auf die Dauer ist es doch mehr als üppig. Die Foie Gras sollte man unbedingt probieren, auch wenn man was gegen Leber hat (so wie ich) und einem die Tiere leid tun (so wie mir). Auch die bekannten Pommes Sarladaises (gebratene Kartoffeln in Entenschmalz) machen keinen schlanken Fuß.

Sarlat-la-Canéda



Tag 3


Am Samstag findet hier in der Altstadt der bekannte Markt statt. Unbedingt anschauen! In der Altstadt selber sind nur Stände mit Lebensmitteln, die Kleider und der übliche Kram sind entlang der Hauptstraße, die die beiden historischen Stadtteile trennt, zu finden. Hier gibt es alles was der lokale Gourmet finden möchte, Foie Gras in allen Variationen, Obst und Gemüse in Hülle und Fülle, Wurst und Käse, Gebäck. Man möchte alles probieren. Unbedingt den Cabécou (Ziegenkäse) kosten.


 In einer ehemaligen Kirche befindet sich der Markt, der täglich geöffnet hat. So ist für eine Grundversorgung mit frischer Ware gesorgt. Natürlich wirkt der Markt umrahmt von diesen Gebäuden äußerst malerisch. Das wissen alle anderen auch und eine frühzeitige Anreise ist empfehlenswert.

Nach dem Rummel am Markt starteten wir zur ersten Tour in die Umgebung. Dem Périgord Reiseführer von Michelin (auf deutsch leider nur mehr gebraucht erhältlich) sind wir auf seinen Routenvorschlägen gefolgt. Über kleine gewundene Straßen besuchten wir die Cabanes du Breuil. Es handelt sich hier um einen Bauernhof, dessen Besitzer die kleinen Häuschen, die an Trulli erinnern vor dem Verfall bewahrten und hier eine kleine Ruheinsel geschaffen haben. Zahlreiches freilaufendes Federvieh ist sicher auch für Kinder interessant.

Cabanes du Breuil

Weiter dann zum Chateau de Commarque. Ein netter Spaziergang durch den Wald führte uns zu einer Ruine, die stolz am Hang gebaut thront. Am Fuss der Ruine befinden sich Höhlenwohnungen. Den hohen Eintrittspreis sollte man nicht scheuen und dem Chateau einen Besuch abstatten.

Chateau de Commarque


Das prähistorische Zentrum liegt in Les Eyzies de Tayac Sireuil (kurz Les Eyzies) im Tal der Vézère. Sehr beeindruckend gebaut ist das Prähistorische Museum, direkt an die Felsmauer. Von oben hat man einen tollen Blick auf die Felsformationen, die unsere Vorfahren bewohnten. Drinnen kriegt man eine Fülle von Ausgrabungsschätzen zu sehen, auch ein Mammut und sonstiges ausgestorbenes Getier.

Les Eyzies, Site prehistorique

Um noch ein wenig mehr in die Steinzeit einzutauchen, besuchten wir auch noch die Site de la Madeleine, die direkt am Ufer der Vézère liegt. Damit reichte es aber für uns. Wer sich sehr für diese Zeit interessiert, dem stehen eine Fülle von Ausgrabungen zur Auswahl.

Site de la Madeleine

Tag 4

Heute steht die Dordogne auf dem Programm, das heißt Burgen ohne Ende. Wir haben uns ein paar ausgesucht. Auch hier gilt, wen die Zeit des 100jährigen Krieges fasziniert, kann hier viel erfahren und viele Burgen besichtigen. Wir begannen mit dem Cingle de Monfort, einer Dordogneschlinge. Nix aufregendes für jemanden der Flusstäler kennt. Am Ende der Schlinge befindet sich der Ort Monfort mit seiner Burg (nicht zu besichtigen), der einen kleinen Spaziergang lohnt. Dann fuhren wir rauf auf den Berg zur Bastidenstadt Domme. Hier lohnt vor allem der Blick über das Tal der Dordogne. Der Ort scheint bei Senioren sehr beliebt zu sein. Unsere erste Burg ist Castelnaud. Wir kauften gleich ein Kombiticket für den Jardin de Marqueyssac. Auch von hier eine super Aussicht auf das Tal und die Nachbarburgen. Beynac ist der nächste Ort, auch hier gibts eine Burg, die wir aber nur mehr von aussen anschauten, da sich schon eine leichte Burgenüberdosis bemerkbar machte. Trotzdem sollte man den Weg hinauf nicht scheuen, ist aber nicht ganz eben. Da es zu regnen begann flüchteten wir auf die andere Talseite und besuchten das Chateau Milandes von Josephine Baker. Von der Dame kannten wir nur das Bananenröckchen und waren sehr überrascht was für eine schillernde Persönlichkeit sie war. Angelina Jolie ist nicht die erste, die viele Kinder aus aller Herren Länder adoptierte. Abends genießen wir wieder die deftige Küche und Sarlat bei Nacht.

Montfort

Castelnaud

Beynac

Tal der Dordogne

Chateau Milandes

Tag 5

Vielfach angekündigt, heute besucht, der Jardin de Marqueyssac, ein Festschmaus für Buchsbaumzünsler. Der Garten liegt hoch über der Dordogne und ein Spazierweg führt dort entlang bis zum Belvedere. Unten liegt La Roque Gageac. Die Schnittkunst der Gärtner ist echt eine Augenweide. Wie Kissen breiten sich die akkurat getrimmten Buchsbäume über den Garten aus.

Jardin de Marqueyssac



Wir fuhren zurück nach Vitrac und liehen uns dort ein Kajak. Die Dordogne eignet sich hervorragend für Freizeitpaddler ohne Wildwasserambitionen. Für die Strecke nach Beynac benötigten wir 2,5 Stunden. Burgen ziehen vorbei an der schönen Flusslandschaft. Weniger sportliche sitzen in den Gabarres, das sind hölzerne Ausflugsboote. Sehr nett war die Pause auf der Sandbank gegenüber La Rocque. Mit dem Bus wurden wir wieder nach Vitrac zurückgebracht. Ein Imbiss mit Salade Cabécou und Cidre machten uns wieder fit. Ausserdem waren nun auch alle Ausflügler aus La Roque verschwunden und wir hatten den Jardin Exotique und das Dorf fast ganz für uns allein und das bei untergehender Sonne. Postkartenidylle.

La Roque Gageac


Paddeln auf der Dordogne

Mit dem heutigen Tag beendeten wir unsere Reise ins Périgord noir. Die Gegend um Sarlat ist touristisch sehr vielseitig. Aber auch einfach zum Genießen schön. Wir waren im September da und die beginnende Herbstfärbung der Bäume kombiniert mit dem Licht des Südens sind wunderschön.

Morgen gehts dann nach Osten und Süden ins Quercy.

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